Verdammt, er war definitiv zu spät für sein Treffen mit Val und so etwas hasste Alex ungemein. Er konnte es wirklich nicht ausstehen, wenn er unpünktlich war, auch wenn er, wie in diesem Falle, eigentlich nicht schuld war. Es lag einfach an diesem verdammten Verkehr, der ihn fast die ganze Strecke von seinem Zuhause bis hierher zur Galerie behindert hatte. Zwar konnte der Verkehr in Toronto bestimmt nicht mit dem in New York konkurrieren, doch ab und an konnte er doch recht nervig sein. Aber nun war er endlich angekommen, parkte den Audi R8 hinter dem Gebäude und stieg aus. Er hatte diese Galerie für seine geplante Ausstellung gewählt, da er den Besitzer, Noah Blackwell, durch andere Aktionen bereits kannte und den jungen Galeristen durchaus schätze. Dieser hatte Ehrgeiz, zudem war dieser selbst Künstler, was ihn wohltuend von anderen Galeristen unterschied, die doch immer wieder bewiesen, dass theoretisches Wissen über Kunst nicht bedeutete, dass man auch gleich Geschmack hatte. Leider war Noah heute verhindert, so dass er sich allein mit Val treffen würde. Doch das störte ihn nicht, denn er hatte sich immer gut mit der jungen Künstlerin verstanden. Schon ein paar Mal hatten sie beide zusammen gearbeitet. Zum einen hatte sie Flyer für seinen Club designet, aber ihn auch bei der Innenausstattung und der Mediengestaltung dessen beraten. Schnell führten ihn seine Schritte wieder um das Gebäude herum zum Eingang, den er nun erwartungsvoll betrat. Die Inneneinrichtung war geschmackvoll hauptsächlich in weiß gehalten, um nicht von den Kunstwerken abzulenken, die präsentiert wurden. Dies bestätigte Alex noch einmal in seiner Einschätzung von Noah. Der junge Mann wusste, was er machte. Doch dann erblickte er Val, die sich gerade ein wenig in den Räumlichkeiten umsah und er begann zu lächeln. Sie hatten sich von Anfang an gut verstanden und genau deswegen hatte er sie nun für die Ausstellung ins Boot geholt. „Val, schön dich zusehen!“ Mit diesen Worten begrüßte er sie schon, während er auf sie zuging. Ein Küsschen links und rechts auf die Wangen der jungen Frau rundeten dies ab. „Und ich freue mich, dass du Zeit für mich hast. Wie geht’s dir?“

@Valeria Iwanow (ein wenig kurz aber ich wollte endlich anfangen

Dass er zu spät zu diesem Treffen kam, das wurmte Alex sehr, denn er legte großen Wert auf Pünktlichkeit. Sowohl bei sich selbst als auch bei anderen. Leider kam nur eben ab und an doch etwas dazwischen, was er nicht beeinflussen konnte, so wie heute der Verkehr. Doch schien Val nicht allzu wütend zu sein über die Verspätung, denn sie begrüßte ihn doch recht freundlich. Sie kannten sich schon eine ganze Weile, denn die junge Fotografin und Künstlerin hatte bereits einige Aufträge für ihn übernommen und er konnte sich bei ihr auch stets auf die Qualität verlassen. Warum sollte er da jemand bekannteren nehmen, wenn er genau wusste, dass sie diese Arbeit genauso gut oder auch noch viel besser erledigen konnte. Auch hatte sich eine Freundschaft zwischen ihnen entwickelt, sie gehörte zu den wirklich wenigen Personen, denen Alex etwas anvertraute. „Danke, ich kann nicht klagen. Bösen Menschen geht es doch immer gut.“ beantwortete er ihre Frage nach seinem Wohlergehen mit einem Grinsen. „Aber du hast Recht, momentan ist wirklich viel Stress angesagt, aber ohne diesen Stress wäre das Leben doch langweilig.“ Das stimmte, wahrscheinlich würde Alex ohne seine Arbeit wirklich eingehen, er brauchte eine gewisse Spannung in seinem Leben, um sich wohl zu fühlen, was auch ein Grund war, dass er immer mindestens einen seiner Clubs selbst managte und auch bei den anderen immer noch die Kontrolle behalten wollte. „Und weißt du was, nur damit mir nicht langweilig wird, habe ich mir nun diese Ausstellung vorgenommen.“ Er deutete ein wenig durch den Raum, der um sie herum war. „Die Ausstattung ist ideal und Noah wird uns ebenfalls helfend zur Seite stehen, nur hatte er heute leider keine Zeit für ein Treffen. Aber wir beide können uns schon einmal ein wenig darüber unterhalten.“ Alex freute sich auf die Herausforderung, es war nicht die erste Ausstellung, die er finanzierte, in New York hatte er sich regelmäßig um junge, aufstrebende Künstler gekümmert. Nun wollte er dies auch in Toronto initiieren. „Mit einigen Künstlern habe ich schon Kontakt aufgenommen, es sollen alles relativ unbekannte aus Kanada sein. Und ich möchte, dass du sie dir einmal ansiehst.“ Mit diesen Worten reichte er Val eine Mappe, die er mitgebracht hatte. „Und dass du mir sagst, was du passend findest, wer von ihnen Potential hat und was in der Ausstellung zusammen passen würde,“ Damit tippte er noch einmal auf die Mappe. Er hatte da vollstes Vertrauen in Vals Kenntnisse und Fähigkeiten. „Was ich mir vorstelle ist…nun ja…ein Blick auf das junge Kanada. Sozusagen die jungen Wilden. Ja, ich weiß, der Begriff ist überstrapaziert, aber den müssen wir in der genauen Form auch nicht benutzen. Nur damit du eine Ahnung hast, wie es sein soll.“ Langsam schritt er nun auf eines der Gemälde zu, es zeigte ein wirres Durcheinander von Formen und Farben. Alex legte seinen Kopf ein wenig schief, während er das Bild betrachtete. Irgendwie erinnerte es ihn an sein Leben gerade, bunte und durcheinander. Gegen das Bunt hatte er wirklich nichts einzuwenden, nur hatte eben eine gewisse Frau auch das Durcheinander hinein gebracht, das er nicht gewohnt war. Ein leichtes Lächeln legte sich auf sein Gesicht, als er an Donna dachte. Und gleichzeitig fragte er sich, wie sie das geschafft hatte, dass sie ihm einfach nicht aus dem Kopf ging. Alex schüttelte eben diesen Kopf um sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

@Valeria Iwanow

Ein kleines Grinsen erschien auf Alex Lippen bei Vals Antworten auf seine Vorschläge, er hatte doch genau gewusst, dass sie die richtige für den Job war. „Ganz genau, die Ausstellung soll sich auf eher unbekannte Künstler konzentrieren, denn sie sollen eine Chance bekommen. Ich hatte damals richtiges Glück, als ich in New York angefangen habe, zwar in einem anderen Bereich, aber ich weiß, wie es ist, ganz am Anfang zu stehen. So haben sie vielleicht die Chance, einen Gönner zu finden oder durchzustarten.“ Tatsächlich hatte er mehr als Glück gehabt zu Beginn seiner Karriere. Damals war er durch Zufall dem besten Eventveranstalter New Yorks in die Arme gelaufen, der in unter seine Fittiche genommen hatte. Vielleicht würde er ja durch die eigene Ausstellung sogar ein Talent entdecken, welches er selber sponsoren konnte? Der Vorschlag, den Val zur Musik machte, gefiel ihm durchaus. „Gut, dass du an die Musik denkst. Das hätte ich allein vollkommen vergessen.“ Gestand er mit einem leisen Lachen. „Aber bei der Auswahl des Musikers lasse ich dir auch freie Hand, ebenso wie bei den Künstlern. Falls du weitere Vorschläge hast, dann nur her damit, ich bin schon gespannt.“ Das war er wirklich, denn sie kannte sich definitiv besser in der Szene aus als er selbst. Zwar war er durchaus interessiert an Kunst und den Trends der Zeit, aber er hatte einfach nicht genug Zeit, sich wirklich darum zu kümmern. Seine Clubs hielten ihn ganz schön auf Trab, das musste er zugeben, doch er wollte es gar nicht anders haben. „Was würdest du an Catering vorschlagen?“ fragte er nun frei heraus. „Sicher kann ich die Getränke besorgen, das dürfte überhaupt kein Problem sein, aber was könnte man an Snacks anbieten? Was ist momentan in? Oder gibt es momentan etwas besonderes?“ Sein Blick wanderte dabei zu Val, die nun neben ihm vor dem Bild mit den explodierenden Farben stand. Er nickte anerkennend, als sie ihm die Hintergrundgeschichte des Gemäldes erklärte. „Es sagt durchaus einiges aus über den inneren Zustand des Mannes, denke ich. Aber die Farbe zeigt auch, dass er sich aus seinem Loch nach dem Verlust der Frau befreien konnte, das ist gut.“ Zumindest war dies seine Interpretation des Gemäldes. „Ich habe auch einen engen Freund, der beides verloren hat. Erst starb sein Kind, dann verließ ihn seine Frau und er weiß einfach nicht, wo sie ist, es gibt kein Zeichen von ihr. Ich versuche, ihm zu helfen, aber noch steckt er in einem tiefen Loch.“ Alex atmete tief durch, als er dies über @Prof. Dr. Nikolaj Anderson erzählte, drehte den Kopf wieder vom Gemälde hin zu Val. „Ich muss gestehen, ich habe Hunger. Leider blieb keine Zeit für ein Frühstück. Sollen wir uns etwas her kommen lassen? Oder hast du eher Lust woanders etwas zu essen?“ Kurz überlegte er, als Val ihn nach dem Datum der Ausstellung fragte. „Was hälst du für realistisch für den Beginn? In drei Monaten? Oder ist das zu wenig Zeit?“

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